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Unsere Karte. // Our map. |
Rund um Cusco, meine Heimat im letzten Monat,
befinden sich eine Vielzahl von Inka-Stätten. Die berühmteste natürlich Machu
Picchu. Man kann sich eigentlich nicht in dieser Stadt befinden und nicht über
eine Inka-Stätte stolpern. Das liegt daran, dass Cusco die Hauptstadt der Inka
war, denn sie wurde der Legende nach von dem ersten Inka Manco Cápac, der Sohn
der Sonne, zusammen mit seiner Schwester Mama Ocllo gegründet. Auf Quechua, der
alten Inka-Sprache, die hier bis heute gesprochen wird, bedeutet Cusco „Nabel
der Welt“.
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Ueber den Wolken...// Above the clouds. |
Die Zeit, die wir zum Arbeiten in Cusco
verbrachten, wollten wir auch nutzen um eine abgelegenere und noch nicht so von
Touristen abgegraste Inka-Stätte zu besuchen: Choquequirao. Das bedeutet so
viel wie: „Die Wiege des Goldes“. Choquequirao ist noch nicht komplett
freigelegt, aber man kann auch hier die für die Inka typische
Terrassen-Bauweise wiederfinden.
Eines der Besonderheiten von Choquequirao sind
die „Lama-Terrassen“. Dafür haben die Inka in den dunklen Terrassen mit hellen
Steinen Darstellungen von Lamas eingearbeitet, die sich schräg nach oben
bewegen.
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Und los gehts...// Starting the trek. |
Choquequirao ist nicht, wie Machu Picchu, mit
Zug oder Bus erreichbar, sondern kann nur durch eine 32km lange Wanderung
erreicht werden. Da unser Mitbewohner in Lima diese Tour mit einem Führer
gemacht hatte und uns erzählte, wie gut ausgeschildert die Strecke ist, war
klar, dass wir das Geld für einen Führer sparen. Zudem reduzierten wir unser
Gepäck auf ein Minimum, schließlich waren auf den insgesamt 64km (Hin- und
Rückweg) 7.200 Höhenmeter zurückzulegen. Nach einem kurzen Gespräch bei der
Touristeninformation, wo uns versichert wurde, dass es überall Lebensmittel zu
kaufen gibt und dem Ausleihen eines Zeltes ging es am 09. Mai los nach
Curahuasi, ca. 2,5h entfernt von Cusco.
Hier schliefen wir die erste Nacht in
einem Hostel, um am nächsten Morgen mit einem Taxi zu dem Startpunkt Cachora
auf 3.670m Höhe zu fahren. Am ersten Tag hatten wir eine Strecke von ca. 20km
zu bewältigen, wobei es insgesamt 2.100m hinunter ging. Nach 8h Wanderung kamen
wir erschöpft am Camping Platz Playa Rosalina an und stellten fest, dass es
nichts zu Essen zu kaufen gab. Wir zelteten dort mit einem Holländer, Jelle,
den wir auf dem Weg kennenlernten und der uns Etwas von seinem Proviant abgab.
Beim Aufstellen des Zeltes dann die nächste Überraschung: unserem Zelt fehlte
das Überzelt. Doch all das störte uns am ersten Abend nicht weiter. Bei einem
kleinem Feuer genossen wir den wunderbar klaren Sternenhimmel, erzählten uns
unsere Lebensgeschichten in etwas eingerostetem Englisch und schliefen später
in der lauen Nacht total erschöpft ein.
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Ueber den Fluss. // Crossing the river. |
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Marampata & Jelle. |
Am nächste Morgen ging es dann früh los.
Zunächst mit einem kleinen Lift über den Fluss und dann 1.300m hoch nach
Marampata, einer winzigen Ansammlung von Häusern, die wie ein Hobbitdorf
erschienen. Vier Stunden brauchte ich für den Aufstieg und konnte dort in
strahlender Sonne den wunderbaren Blick über die Berge genießen bis Wiebke kam.
Sie hatte einen anderen Laufstil und brauchte daher etwas länger. Abends
wanderten wir noch die letzten Kilometer zum Campingplatz direkt vor
Choquequirao, um am nächsten Morgen Zeit zu sparen. In dieser Nacht und auf ca.
3.100m Höhe machte sich ein Zelt ohne Überzelt und unsere geringe Menge Gepäck
dann doch negativ bemerkbar. Wir froren ziemlich und als es nachts auch noch zu
regnen begann, hatten wir große Angst komplett durchnässt zu werden.
Glücklicherweise blieb es bei einem Nieselregen und wir konnten verfroren aber
einigermaßen trocken am nächsten Morgen die letzte halbe Stunde zu der schwer
erreichbaren Stätte gehen.
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Endlich in Choquequirao. // Finally in Choquequirao. |
Als plötzlich die ersten Ruinen zwischen den
Bäumen auftauchten, waren wir ganz sprachlos vor Bewunderung. Choquequirao ist
immer noch ziemlich gut erhalten und es lässt Einen einfach Staunen was für
eine stabile und fortwährende Arbeit die Inka dort vor ungefähr 500 Jahren
geleistet haben. Die nächsten Stunden schauten wir uns zu Dritt alles genau an
und erklommen auch die Lama-Terrassen. Jelle, Wiebke und ich waren im Laufe des
Tages die einzigen Besucher und genossen den Zauber von Choquequirao, der durch
das Alleinsein noch verstärkt wurde. Wir hatten wirklich das Gefühl die ganze
Stätte gehört uns und wir sind die eigentlichen Entdecker!
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Ein Kondor. //A condor. |
Viel zu spät und voller neuer Eindrücke machten
wir uns dann wieder auf den Rückweg. In Marampata aßen wir noch etwas und
liefen dann 2h abwärts, davon eine Stunde im Dunkeln bis zum Campingplatz Santa
Rosa. Die 1.000m Höhenunterschied, die wir an diesem Abend noch zurücklegten,
waren notwendig, damit es beim Schlafen wieder etwas wärmer war.
Am letzten Tag
unserer Wanderung brachten wir früh am Morgen noch mal knapp 600 Höhenmeter
abwärts bis zum Fluss hinter uns, um dann wieder 1.400 Meter verteilt auf ca.
10 km hinaufzugehen. Geschafft, aber glücklich kamen wir am späten Nachmittag
am Aussichtspunkt Capuliyoc an. Von hier hatte ich einen wunderbaren Blick auf
das schneebedeckte Salkantay Gebirge. Nachdem ich die lange Wanderung hinter
mich gebracht hatte, konnte ich das gewaltige Panorama dann auch so richtig
genießen. Wegen der schon etwas späteren Stunde und den vielen Blasen an meinen
Füßen fragten wir die freundlichen Arbeiter, ob sie uns mitnehmen konnten und
fuhren so die letzten Kilometer bis nach Cachora auf der Ladefläche eines
Jeeps. In Cachora übernachteten wir ein letztes Mal in einer süßen Hospedaje
mit lieber Herbergsmutter, bevor es wieder nach Oropesa zu unserer Gastfamilie
ging. Insgesamt waren diese vier Tage Wanderung eines der größten und
beeindruckendsten Abenteuer meiner Zeit hier in Peru und all die Anstrengungen
und Hürden, die es zu bewältigen gab, haben die Begeisterung noch
gesteigert.
Die Wanderung nach Choquequirao hat einige
Novitäten mit sich gebracht. Ich war im meinem Leben niemals zuvor:
so dreckig – so zerstochen und zerbissen von
Insekten – so lange in den gleichen Klamotten unterwegs – so gequält von Blasen
(es waren 9 Stück!!) – so stinkend – so viele Nächte mit so wenig Schlaf
ausgekommen – so viele Stunden am Stück wandern – so lange ohne Dusche – so
viele Tage nur durch Pasta und Kekse ernährt.
In English after the jump->