Wenn ich durch die Straßen
meiner neuen Heimatstadt in Peru gehe, werde ich nicht nur ständig
von diesen Ausrufen, sondern auch von dem Starren der Menschen sowie
einigen Sprüchen begleitet. Als weiße Frau mit blonden Haaren falle
ich ohne Zweifel extrem auf. Aber warum ist das mit so viel
Aufmerksamkeit der Menschen hier gepaart, die in der Regel
interessiert und freundlich, aber manchmal auch aufdringlich und
sexistisch ist? Das frage ich mich jeden Tag und habe versucht eine
Erklärung zu finden.
Das Wort Gringo kommt laut
Ausführungen meines Mitbewohners Malte ursprünglich aus Mexiko, wo
die USA bei ihren Militärübungen dabei beobachtet wurde sich den
Marschbefehl: “Green Go” zuzurufen. “Ah die nenne sich
Gringo...” dachten sich die beobachtenden Mexikaner, “...dann
nennen wir sie auch so!” Und seitdem heißen in Lateinamerika alle
weißen Männer Gringo oder wir Frauen eben Gringa. Soweit laut Malte
der geschichtliche Hergang.
Und warum ist es so
besonders hier weiß zu sein? Einerseits ist das rassistische Denken
der Menschen Schuld. Weiße werden oftmals als besonders fähig,
modern und kompetent betrachtet, was auch an den hohen
Industrialisierungsgrad der nordamerikanischen und europäischen
Ländern liegt. Geschichtlich ist hier aber auch häufig ein gewisses
Misstrauen gegenüber Weiße zu spüren, da gerade die dunklere
peruanische Urbevölkerung von den weißen Eroberern jahrelang
unterdrückt wurde.
Weiterhin wird in Peru,
obwohl der Großteil der Menschen mit den Merkmalen klein, eher
rundlich und dunklerer Haut ausgestattet ist, doch das weiße große
Schönheitsideal, was wir aus Europa und den USA kennen, vorgegeben.
Werbungen, Fernseh- Shows und Magazine werben mit weißen Menschen.
Da ich im Vergleich zu den Peruanern groß bin entspreche ich
komplett dem von dem Medien propagierten Schönheitsideal und habe
zudem noch eine exotische Ausstrahlung, was vielen Männern den Kopf
verdreht. “Bei denen setzt komplett was aus!” Der Kommentar von
Malte zu den Reaktionen.
Zudem ist die Mentalität
der Menschen hier einfach anders. Es wird ausgerufen, was man denkt.
Die Leute sind offen und gehen auf einen zu. Und meinen es oftmals
nicht böse, sondern eher anerkennend.
Hinzu kommt, dass Tingo
Maria eine kleine Stadt im Regenwald ist, die nicht von besonders
vielen Touristen aufgesucht wird. Hier kommen Weiße höchstens hin,
wenn sie auf der Durchreise sind. In anderen Gegenden Perus, vor
allem in größeren Städten und Landstrichen, die touristisch
erschlossen sind, wird den Weißen nicht so viel Aufmerksamkeit
gegönnt. In Tingo Maria ist das jedoch noch so und da konnten fünf
Jahre ecoselva Freiwillige aus Deutschland bisher auch nichts dran
ändern.
All diese Gründe machen
es mir manchmal schwer alleine aus dem Haus zu gehen, aber ich denke
mit der nötigen Portion Selbstbewusstsein werde auch ich mich besser
daran gewöhnen können. Passend dazu wieder ein Zitat von Goethe,
dass mir meine liebe Mama geschickt hat, denn wir beide teilen eine
Leidenschaft für den deutschen Dichter:
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