Dienstag, 18. Juni 2013

Stadt der Gegensätze

Ich gehe durch die Straße begleitet von Blicken und Pfiffen. Einige Personen bleiben stehen und versuchen mir ein “Polo de Lacoste” oder ihr Menü des Tages zu verkaufen. Besonders Männer staunen mit offenen Mund über die 1,80m meiner Freundin Wiebke. Wir fallen auf.
Am Straßenrand gibt es Ceviche oder gebratenes Cuy für 4 Soles. Aber nicht nur Essen kann man kaufen, sondern einfach alles. “Original” Sony Kopfhörer, schicke Smartphones, Schlangenhaut, lebende Kröten, Nikeschuhe und Adidas Kapuzenpullis. Ich bin in Gamarra, mitten in Lima und das peruanische Leben tobt nur so um mich herum. Auf dem Straßenmarkt in der Aviación kann man alles kaufen, was das Herz begehrt und noch vieles mehr. Dinge, die ich niemals in meinem Leben gesehen habe, werden angeboten. Während ich die Straße hinunter gehe zu unserem Geheimtipp in Lima begleiten mich die verschiedensten Gerüche: das Aroma von Picarrones (frittierte Teigkringel) steigt mir in die Nase und macht Appetit, während der Gestank der schimmeligen, getrockneten Kartoffeln mich schnell weitertreibt. Kurz vor unserem Ziel legt sich das Gewimmel der Menschen und auf den Straßen und dem Bürgersteig sind plötzlich Unmengen von Plastikflaschen und Altkleidern zu sehen. Hier leben die Menschen von der “Recyclaje”, dem Mülltrennen. Wir betreten den ersten Laden an der Ecke und der Verkäufer kennt uns bereits. Auffällig wie wir hier sind, waren wir zudem schon einige Male hier, um an den Wühltischen Klamotten für 1, 2 oder 3 Soles zu kaufen. Hier gibt es tolle Einzelstücke die unsere Koffer in die Heimat füllen werden. Jedoch sind auch einige Verkäufer zurückhaltend und nicht so freundlich. Sie denken wahrscheinlich: “Was wollen die reichen weißen Gringas hier?” Einige Male wurden wir von Polizisten gebeten wieder zurückzugehen. Hier sei es zu gefährlich für uns. Da fallen mir auch wieder die Panzer ein, die an einigen Straßenecken stehen. Passiert ist uns bisher aber noch nichts und mittlerweile kommen wir fast wöchentlich hierher, um uns auf dem Markt mit günstigen Nüssen, Vollkornmehl und Sojafleisch auszustatten.

Ich stehe am Ovalo in Miraflores und warte auf Wiebke. Hinter mir der Parque Kennedy mit W-Lan und künstlich wirkenden Bäumen und Blumen. Am Eingang des Parkes eine Solmaforo, die mir anzeigt wie stark die Sonne ist und wie lange ich mich darin aufhalten sollte. Ich hab noch 20 min. Dann noch eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen verschiedener Künstler gesponsert von großen peruanischen Banken. Links von mir ein McDonalds, daneben ein Kino wo die neusten amerikanischen Blockbuster laufen. Rechts von mir ein Burger King und daneben das berühmte Café “Tiendecita Blanca”, wo viele Menschen sitzen. Sie reden, lachen und trinken Kaffee für 12 Soles oder essen einen Teller Pasta für 30 Soles.Auch einen Supermarkt gibt es gleich um die Ecke. Auch hier kann man alles kaufen, was das Herz begehrt. Riesige Torten, fertige Lasagne, Gewürzgurken aus Deutschland und Käse aus Italien. Die Verkäufer sind perfekt uniformiert und bedienen die Kunden mit ausgesuchter Höflichkeit. Aber der Preis spricht für sich. Manchmal gönnen wir uns dort ein Baguette oder eine Packung Schoko-Hafermilch.  Die Menschen eilen vorbei. Manchmal schnappt man ein Wort Englisch auf. Einige Surfer tragen ihre Boards ganz lässig in Richtung Pazifik. Keiner schaut mich an oder pfeift mir hier hinterher. Die Menschen, die Straße, die Gebäude, Restaurants und Geschäfte. Alles sieht aus wie in einer europäischen Großstadt. Selbst die Kamera, die den Straßenverkehr überwacht. Auch das ist Lima, auch das ist Peru.

In English after the jump ->